WGMB-Marktbarometer 2024

Neue Höhen: Erstmals übersteigt der Beratungsumsatz in Deutschland die 50-Milliarden-Euro-Grenze – doch das Wachstum verliert an Dynamik

Die deutsche Beratungsbranche erlebte 2024 ein Rekordjahr: Zum ersten Mal überstieg der Umsatz von Management-, IT- und Personalberatungen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Mit einem Plus von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichte der Markt ein Volumen von 50,1 Milliarden Euro. Ein Erfolg, den die Branche nicht zuletzt der Transformation in eigener Sache zu verdanken hat: Während sich Berater lange Zeit auf strategische Themen konzentrierten, sind es mittlerweile vor allem operative, umsetzungsorientierte Dienstleistungen mit starker Technologienähe, die den größten Anteil am Wachstum der Branche ausmachen.

Das Überschreiten der 50-Milliarden-Marke ist ein starkes Signal für die Branche. Doch die Frage bleibt, ob dieses Momentum in den kommenden Jahren gehalten werden kann. Die Dynamik hat spürbar nachgelassen – 2022 lag das Umsatzplus noch bei 16,0 Prozent, 2023 bei 7,3 und 2024, wie gesagt, bei 5,9 Prozent. Wirtschaftliche Unsicherheiten und hohe Kostenbelastungen in Kernindustrien könnten die Nachfrage nach Beratungsleistungen weiter dämpfen. Gleichzeitig werden disruptive Technologien wie Generative AI die Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle der Beratungsbranche nachhaltig verändern. Trotz des Meilensteins bleibt die Branche also vor allem in einem Punkt gefordert: ihrer Flexibilität, sich auf neue Herausforderungen einzustellen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Berater ihre Anpassungsfähigkeit weiter unter Beweis stellen können und ihre Rolle als unverzichtbare Partner der Wirtschaft behaupten.

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Die wichtigsten Auszüge haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Blickt man zurück auf die Jahre seit 2000, zeigt sich, dass das Wachstum der Beratungsbranche das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – weit hinter sich gelassen hat. Gebremst wurde das Wachstum der Branche in der Vergangenheit nur durch die Anschläge vom 11. September 2001, die Finanzkrise und die Corona-Pandemie. Die Erholung nach Corona folgte indes schnell – getrieben von aufgestauter Nachfrage nach Transformations- und Digitalisierungsprojekten sowie der Notwendigkeit vieler Unternehmen, sich krisenfester aufzustellen. Das Jahr 2024 markiert nun eine Wende: Der Nachholeffekt scheint aufgezehrt. Nach dem historischen Umsatzwachstum von 16 Prozent im Jahr 2022 fällt das Wachstum mit 5,9 Prozent nun auf ein Niveau zurück, das nahe am langfristigen Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte liegt.

Mit einem Anteil von 36,3 Prozent stellt die Operations-Beratung das größte Einzelsegment des Beratungsmarktes dar. Es folgen die IT-Beratung mit 23,4, die Transformationsberatung mit 19,2 und die Strategieberatung mit 14,2 Prozent. Das Schlusslicht bildet die Personalberatung, auf die ein Marktanteil von 6,9 Prozent entfällt.

2024 sind alle Segmente des deutschen Beratungsmarktes gewachsen. In den einzelnen Segmenten traten jedoch deutliche Unterschiede zutage. Im Bereich der Managementberatung verzeichneten strategische Themen mit 5,6 Prozent ein moderates Wachstum, ebenso wie die Operations-Beratung, die um 5,3 Prozent zulegte. KI-basierte Lösungen zur Prozessautomatisierung und zur datengetriebenen Entscheidungsfindung gewannen stark an Bedeutung. Gleichzeitig geriet die Optimierung von Lieferketten angesichts geopolitischer Unsicherheiten zunehmend in den Fokus. Das stärkste Wachstum im Bereich der Managementberatung erzielte die Transformationsberatung mit 6,4 Prozent. Noch deutlicher stieg der Umsatz mit Restrukturierungsprojekten: Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten legte das akute Abwenden von Insolvenzen und das prospektive Stärken der Krisenresilienz um 8,2 Prozent zu.

Die IT-Beratung wuchs mit 7,2 Prozent. Hier dominierten vor allem die Themen Datensicherheit und Cybersecurity, die mit 8,6 Prozent das stärkste Einzelwachstum verzeichneten. Gleichzeitig wuchs der Bedarf an Cloud-Lösungen und KI-gestützten Systemen sowie an energieeffizienten Rechenzentren und nachhaltigen IT-Infrastrukturen zur Erfüllung von ESG-Kriterien.

Die Personalberatung wuchs mit 4,2 Prozent am schwächsten. Im Fokus standen Fachkräftemangel, hybride und agile Arbeitsmodelle und Reskilling-Programme, doch Zurückhaltung bei Neueinstellungen und Entlassungswellen dämpften die Dynamik. ESG und Diversity prägten zunächst die Gestaltung von Arbeitsmodellen, verloren aber gegen Jahresende wieder an Relevanz.

Das Wachstum im Bereich ESG und Nachhaltigkeit blieb hinter den Erwartungen zurück. Noch zu Jahresbeginn hatte die Branche eine deutlich dynamischere Entwicklung der Beratungsumsätze in diesem Bereich prognostiziert, doch viele Unternehmen scheuten angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten größere Investitionen in ESG-Programme.

Die produzierende Industrie bleibt mit 29,5 Prozent Marktanteil der größte Abnehmer von Beratungsleistungen, gefolgt von Finanzdienstleistern (21,4%) und der öffentlichen Hand (9,3%). Weitere Branchen wie Gesundheitswesen, Einzelhandel, Telekommunikation, IT, Medien sowie Versorgungs- und Transportsektoren machen zusammen 39,9 Prozent aus.

Die Wachstumsdynamik des Beratungsgeschäfts zeigt 2024 starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Kundensektoren. Die Telekommunikations-, IT- und Medienbranche verzeichnete mit 11,2 Prozent die höchsten Zuwächse. Auf Platz zwei lag mit einer Wachstumsrate von 8,2 Prozent der Beratungsumsatz mit Bundes- und Landesministerien, Behörden, Gemeinden, Körperschaften des öffentlichen Rechts und anderen Institutionen der öffentlichen Hand. Das Geschäft mit Finanzdienstleistern wuchs mit 6,1 Prozent hingegen moderat, wobei Banken (7,4%) deutlich vor Versicherungen (4,4%) lagen.

Merklich hinter dem Branchendurchschnitt blieb die produzierende Industrie zurück – mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent. Besonders schwach entwickelte sich das Geschäft mit der Automobilindustrie mit nur 4,2 Prozent Wachstum, während der Maschinenbau (5,5 %) und die Prozessindustrien (5,2%) etwas besser abschnitten. Schlusslicht war der Einzelhandel, in dem die Beratungsumsätze lediglich um 2,7 Prozent anstiegen.

Lesen Sie die Details zu den einzelnen Sektoren in den folgenden Abschnitten.

Automobilbau

Die deutsche Automobilindustrie erlebte 2024 ein Jahr voller Umbrüche. Umsatz und Gewinne standen stark unter Druck, dennoch blieb die Branche mit einem Beratungsumsatz von 6,4 Milliarden Euro (+4,2 %) Deutschlands wichtigster Kunde für Unternehmensberater. Rund 12,9 Prozent des gesamten Beratungsmarktes entfielen auf den Automobilsektor. Die Nachfrage konzentrierte sich auf Digitalisierung und Automatisierung: Digitale Geschäftsmodelle, datengetriebene Produktion und KI-basierte Optimierungen waren Kernthemen. Auch ESG-Projekte – etwa zur Dekarbonisierung von Lieferketten – trieben die Beratung, blieben jedoch hinter den Erwartungen der Beraterbranche zurück. Die Margenkrise der Industrie verstärkte zudem den Bedarf an akuter und vorbeugender Restrukturierungsberatung.

Drei Schwerpunkte dominierten das Beratungsgeschäft: Elektromobilität und Batterietechnologie: Beratungsfirmen unterstützten bei der Entwicklung von E-Antriebsstrategien, Batterieversorgung und Ladeinfrastruktur – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Lieferkettenresilienz: Geopolitische Spannungen und Materialengpässe führten zu einer verstärkten Nachfrage nach Strategien zur Diversifizierung von Lieferanten. Neue Mobilitätskonzepte: Carsharing, Abo-Modelle und Plattformstrategien wurden gezielt entwickelt, um auf veränderte Kundenbedürfnisse einzu-gehen. Besonders der Wandel vom Produktverkauf hin zu Servicemodellen stand im Fokus.

Maschinenbau, Anlagenbau, Industriegüter

Die deutsche Maschinen-, Anlagenbau- und Industriegüterbranche durchlebte 2024 ein herausforderndes Jahr. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) korrigierte die Produktionsprognose von ursprünglich minus vier auf minus acht Prozent nach unten. In den ersten sieben Monaten des Jahres verzeichnete die Branche einen Produktionsrückgang von 6,8 Prozent, während die Kapazitätsauslastung von 88,8 Prozent im Vorjahr auf 79,4 Prozent sank. Zudem gingen die Aufträge über Monate zweistellig zurück, was viele Unternehmen zur Einführung von Kurzarbeit oder zur Reduzierung von Arbeitszeiten und Gehältern zwang.

Trotz dieser Widrigkeiten blieb der Beratungsmarkt in diesem Segment stabil. Mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro und einem Wachstum von 5,5 Prozent trug die Branche maßgeblich zum Gesamtmarkt für Beratungsleistungen bei. Die Nachfrage konzentrierte sich insbesondere auf die Automatisierung, Effizienzsteigerung und Restrukturierung. Viele Beratungsprojekte zielten darauf ab, Produktionsprozesse zu optimieren und digitale Technologien zu integrieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Diversifizierung von Lieferketten und der Verlagerung von Standorten in neue Regionen, um die Resilienz gegenüber globalen Unsicherheiten zu erhöhen.

Prozessindustrie

Die deutsche Prozessindustrie, zu der unter anderem die Chemie-, Petrochemie-, Pharma- und Biotechnologiebranchen zählen, stand 2024 vor erheblichen Umbrüchen. Globale Unsicherheiten, steigende Rohstoffpreise und der Druck zur nachhaltigen Transformation prägten das Jahr.

In diesem anspruchsvollen Umfeld verzeichnete der Beratungsmarkt in der Prozessindustrie ein solides Wachstum. Die Branche trug mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro und einer Steigerung von 5,2 Prozent zum Gesamtmarkt für Beratungsleistungen bei. Die Nachfrage konzentrierte sich auf die grüne Transformation und die Digitalisierung des Geschäfts. Beratungsprojekte zielten darauf ab, nachhaltige Produktionsprozesse zu implementieren und digitale Technologien zu integrieren, um Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. Wasserstoff gilt als potenzieller Game Changer für die Branche, und zahlreiche Unternehmen suchten nach Strategien zur Integration von Wasserstofftechnologien in ihre Prozesse. Auch die Beratung in den Bereichen regulatorische Compliance und internationale Wettbewerbsstrategien gewann an Bedeutung.

Telekommunikation, IT, Medien

Im Jahr 2024 erlebten die deutschen Branchen Telekommunikation, IT und Medien ein dynamisches Wachstum. Der Branchenverband BITKOM schätzt, dass die Ausgaben für Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik um 4,6 Prozent auf 232,8 Milliarden Euro angestiegen sind. Besonders die Informationstechnik verzeichnete ein überdurchschnittliches Plus, getrieben durch Software und IT-Services.

Parallel dazu wuchs der Beratungsmarkt in diesen Sektoren signifikant. Mit einem Umsatz von 3,9 Milliarden Euro und einer beeindruckenden Steigerung von 11,2 Prozent – dem stärksten Wachstum aller betrachteten Branchen – war die Nachfrage nach externem Know-how so hoch wie nie zuvor. Im Fokus standen Projekte zur digitalen Transformation, insbesondere die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud-Lösungen. Unternehmen suchten nach Strategien, um ihre Geschäfts-modelle zu digitalisieren und von den Vorteilen der KI zu profitieren.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Cybersicherheit. Angesichts zunehmender Bedrohungen investierten Unternehmen verstärkt in Sicherheitslösungen, um ihre digitalen Infrastrukturen zu schützen. Zudem gewann die Nachhaltigkeit an Bedeutung. Beratungsprojekte zielten darauf ab, umweltfreundliche IT-Strategien zu entwickeln und die Energieeffizienz zu steigern.

Konsumgüter

Die deutsche Konsumgüterindustrie stand 2024 vor erheblichen Herausforderungen. Der GfK-Konsumklima-Index verharrte zum Jahresende auf niedrigem Niveau, mit einem Wert von -23,1 Punkten im Dezember. Trotz dieser trüben Verbraucherstimmung blieb das Beratungsgeschäft mit der Konsumgüterbranche 2024 stabil. Mit einem Umsatz von 3,0 Milliarden Euro und einem leicht unterdurchschnittlichen Wachstum von 5,0 Prozent trug die Branche signifikant zum Gesamtmarkt für Beratungsleistungen bei. Die Nachfrage konzentrierte sich vor allem auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Viele Beratungsprojekte zielten darauf ab, digitale Vertriebskanäle zu stärken nachhaltige Lieferketten zu etablieren, um den veränderten Verbraucherbedürfnissen gerecht zu werden.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Anpassung an volatile Märkte. Zahlreiche Unternehmen suchten nach Strategien, um ihre Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Unsicherheiten zu erhöhen und gleichzeitig Effizienzsteigerungen zu realisieren. Zudem gewannen Marken- und Preisstrategien an Bedeutung. Beratungsunternehmen begleiteten dabei besonders die Entwicklung innovativer Vermarktungskonzepte und die Neuausrichtung von Produktportfolios, um die Markentreue in schwierigen Zeiten zu sichern.

Einzelhandel

Im Jahr 2024 sah sich der deutsche Einzelhandel mit einer stagnierenden Umsatzentwicklung konfrontiert. Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostizierte für das Jahr einen Gesamtumsatz von 657,4 Milliarden Euro, was real einem leichten Rückgang entspricht. Besonders der stationäre Handel kämpfte mit sinkenden Kundenfrequenzen, während der Online-Handel nach Jahren des Booms nur noch ein moderates reales Wachstum verzeichnete.

In diesem herausfordernden Umfeld blieb der Beratungsmarkt im Einzel-handel stabil. Mit einem Umsatz von 3,7 Milliarden Euro und einem Wachstum von 2,7 Prozent zeigte die Branche weiterhin eine starke Nachfrage nach externen Beratungsleistungen.

Die Projekte konzentrierten sich auf die Digitalisierung von Geschäftsmodellen, die Optimierung von Omnichannel-Strategien und die Anpassung an verändertes Konsumverhalten. Viele Beratungsleistungen zielten darauf ab, Effizienzsteigerungen zu realisieren und die Kundenbindung zu stärken.

Ein weiterer Schwerpunkt kam dem Thema Nachhaltigkeit zu. Verbraucher legen zunehmend Wert auf umweltfreundliche Produkte und transparente Lieferketten, was den Bedarf an Beratungsleistungen in diesem Bereich erhöhte.

Banken

Die deutsche Bankenlandschaft stand 2024 vor zahlreichen Herausforderungen. Globale geopolitische Spannungen, volatile Finanzmärkte und der anhaltende Druck zur Digitalisierung prägten das Jahr. Zudem sahen sich die Institute mit einem intensiveren Wettbewerb um Einlagen konfrontiert, da Kunden verstärkt höhere Zinsen einforderten. Die moderat gestiegenen Zinsen der letzten Jahre hatten zwar die Ertragslage der Banken zunächst gestärkt, jedoch führte der zunehmende Wettbewerb um Einlagen zu einem Margendruck.

In diesem anspruchsvollen Umfeld verzeichnete der Beratungsmarkt für die Bankenbranche ein robustes, überdurchschnittliches Wachstum (+7,4 %). Mit einem Umsatz von 6,0 Milliarden Euro trug die Branche mit 12,0 Prozent zum Gesamtmarkt für Beratungsdienstleistungen bei und stellte damit nach dem Automobilbau den zweitwichtigsten Sektor für Berater dar.

Die Nachfrage fokussierte sich auf Digitalisierung, ESG-Strategien und Risikomanagement. Viele Beratungsprojekte zielten darauf ab, digitale Geschäftsmodelle zu implementieren, nachhaltige Finanzprodukte zu entwickeln und die Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Unsicherheiten zu erhöhen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Anpassung an regulatorische Anforderungen. Finanzstabilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Geldwäscheprävention blieben auch 2024 zentrale Themen für Banken.

Versicherungen

Die deutsche Versicherungsbranche zeigte 2024 eine robuste Performance. Lebens- und Krankenversicherer, Sachversicherer und Rückversicherer standen vor unterschiedlichen, aber gleichermaßen prägenden Herausforderungen. Mit einem Beratungsumsatz von 4,7 Milliarden Euro und einem Wachstum von 4,4 Prozent trug die Versicherungsbranche signifikant zum deutschen Beratungsmarkt bei.

Automatisierung, Digitalisierung und ESG-Kriterien standen dabei im Fokus der Beratungsprojekte. Versicherer investierten verstärkt in Telematik-Tarife, personalisierte Angebote und die Automatisierung von Schadensprozessen, um Effizienz und Kundenerfahrung zu verbessern. Auch die Implementierung von ESG-Standards, etwa in der Kapitalanlage und Risikobewertung, spielte eine zunehmend wichtige Rolle.

Neben technischen und regulatorischen Themen stieg zudem die Nachfrage nach Strategieberatung, insbesondere zur Entwicklung innovativer Produktangebote und der Anpassung an veränderte Kundenbedürfnisse.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Transformation der Geschäftsmodelle. Lebensversicherer suchten nach Wegen, die Attraktivität ihrer Produkte trotz Niedrigzinsumfeld zu steigern, während Sachversicherer ihre Resilienz gegenüber steigenden Schadensummen durch Naturkatastrophen und Cyberangriffe stärken mussten.

Transport Tourismus, Gastgewerbe

Im Jahr 2024 zeigte sich der deutsche Sektor für Transport, Tourismus und Gastgewerbe in einer Phase der Erholung und Neuausrichtung. Während der Gütertransport von stabilen Exporten profitierte, standen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Lieferketten widerstandsfähiger und effizienter zu gestalten. Zugleich erreichten die Beherbergungsbetriebe mit knapp 500 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord.

Mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro und einem Wachstum von 5,1 Prozent war der Beratungsmarkt in diesem Segment stabil. Die Nachfrage konzentrierte sich vor allem auf die Digitalisierung, insbesondere die Optimierung von Logistikprozessen im Güterverkehr sowie die Implementierung moderner Online-Buchungssysteme im Tourismus. Beratungsfirmen unterstützten Unternehmen bei der Entwicklung von Strategien zur Effizienzsteigerung und zur Anpassung an veränderte Marktanforderungen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Nachhaltigkeit. Sowohl im Transportwesen als auch in der Hotellerie investierten Unternehmen in CO₂-Reduktionsmaßnahmen und umweltfreundliche Technologien, um dem gestiegenen Umweltbewusstsein der Kunden gerecht zu werden.

Versorgungsunternehmen

Im Jahr 2024 standen deutsche Versorgungsunternehmen vor erheblichen Umbrüchen. Die Stromerzeugung ging insgesamt zurück, wobei der Anteil erneuerbarer Energien auf über 50 Prozent anwuchs. Gleichzeitig stiegen die Gebühren für die Nutzung des Überland-Transportnetzes, was die Betriebskosten erhöhte.

In diesem dynamischen Umfeld wuchs der Beratungsumsatz mit  Versorgungsunternehmen deutlich an. Mit einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro und einer Steigerung von 6,2 Prozent suchten Energieversorger verstärkt externe Expertise. Im Fokus standen Projekte zur Integration erneuerbarer Energien, zur Digitalisierung von Netzwerken und zur Verbesserung der Energieeffizienz. Beratungsfirmen unterstützten bei der Entwicklung von Strategien für Smart Grids und bei der Implementierung von IT-Lösungen zur Optimierung des Netzbetriebs.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Anpassung an regulatorische Ver-änderungen. Unternehmen benötigten Beratung, um neue gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen.

Die fortschreitende Energiewende und die Digitalisierung unterstreichen die Notwendigkeit für Versorgungsunternehmen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Gesundheitswesen

Im Jahr 2024 stand das deutsche Gesundheitswesen vor erheblichen Veränderungen. Das Vertrauen der Bevölkerung in das System erreichte einen Tiefpunkt, der Fachkräftemangel nahm weiter zu.

In diesem Kontext verzeichnete der Beratungsmarkt im Gesundheitswesen ein solides Wachstum. Mit einem Umsatz von knapp drei Milliarden Euro und einer Steigerung von 6,9 Prozent trug die Branche signifikant zum deutschen Beratungsmarkt bei.

Die Nachfrage konzentrierte sich auf die Digitalisierung von Prozessen, die Implementierung elektronischer Patientenakten und die Optimierung von IT-Infrastrukturen. Beratungsprojekte zielten darauf ab, Effizienz und Patientensicherheit zu erhöhen sowie gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Bewältigung des Fachkräftemangels. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen suchten nach Strategien, um Personal zu gewinnen und zu binden, sowie nach Lösungen zur Entlastung des bestehenden Personals durch Automatisierung und Prozessoptimierung.

Die anhaltenden Umbrüche unterstreichen die Notwendigkeit für das Gesundheitswesen, sich strategisch neu auszurichten und in zukunftsweisende Technologien zu investieren.

Öffentliche Hand

Im Jahr 2024 stand die öffentliche Verwaltung in Deutschland vor bedeutenden Veränderungen. Die Novellierung des Onlinezugangsgesetzes zur Digitalisierung von Verwaltungsleistungen und die Reform der eIDAS-Verordnung, die die elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste in der EU regelt, setzten neue Maßstäbe für die digitale Transformation. Trotz dieser Fortschritte blieb die Digitalisierung hinter den Erwartungen zurück, was den Bedarf an externer Beratung erhöhte.

Mit einem Umsatz von 4,7 Milliarden Euro und einem Wachstum von 8,2 Prozent – dem zweitstärksten aller betrachteten Branchen – trug der öffentliche Sektor maßgeblich zum deutschen Beratungsmarkt bei.

Die Nachfrage konzentrierte sich auf die Umsetzung digitaler Verwaltungsprozesse, die Einführung von E-Akten und die Optimierung von E-Beschaffungsplattformen. Beratungsprojekte zielten darauf ab, Effizienz und Bürgernähe zu steigern sowie gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Studien zufolge könnte KI bis zu 165.000 offene Stellen im öffentlichen Dienst kompensieren, was die Handlungsfähigkeit der Verwaltung trotz Personalknappheit sicherstellen könnte.